Die Stockturmgeschichte

Ein eigenes Haus
 
Der Wunsch zum eigenen Haus
von Günther Wehrhahn al. Pippin


Wenn viele Leute gleichen Alters und Standes zu gleichem Zweck beisammen sind, sich einander kennen lernen und miteinander verkehren, da findet sich wenigstens bei einigen eine gewisse Harmonie, die in ihnen den Wunsch erregt, aus dem Beisammensein eine enge, freundschaftliche Vereinigung zu bilden, sich untereinander zu enger Freundschaft zu verbinden. Dieses war auch das Motiv der Gründung des Clubs"Minerva". Am 30ten Octobr. 1854, bald nach der Eröffnung der Baugewerkschule, vereinigten sich sieben Schiller im lause des Gastwirts Herrn Simon und gründeten den Club “Minerva“. So steht es geschrieben in der Chronik der Verbindung "Hannoverania", die im Semester 1858/59 die Erlaubnis zur Bildung einer Verbindung erhielten und am 24. Oktober 1858 den früheren Club ‘Minerva“ für aufgehoben und die neue Verbindung unter dem Namen "Hannoverania" für aufgetan erklärten. Während die ersten Versammlungen noch im Hause des Gastwirts Simon stattfanden, wurde schon im Herbst 1856 zum "Anker" gewechselt. Da sich jedoch - laut Chronik - der Gastwirt Rische oftmals sehr grob benormen hatte, wurde am 10. Januar 1864 mit Freuden in die neue Konstante Weser-Pavillon bei Gastwirt Simon eingezogen. So wechselte im Verlauf der Jahrzehnte die Konstante in die Gaststätten von Theben, Hunte, ins Victoria- Hotel, in das Voßesche Gasthaus in der Weserstraße, im Blauen und wieder zu Simon und zum Anker.

Die Geschichte der "Hannoverania"
Es folgt ein Auszug aus dem Buch "Der hohe Wall" ................wird nachgereicht.

 

Für uns war es ein Glücksfall, dass am 6. Mai 1952 die Reaktivierung der "Hannoverania" in dem Gasthaus Kindermann, Lange Straße 93, Besitzerin Frau Maria Burg stattfand. 111er wurde uns freundlicher Weise das "Rühmkorffstübchen" zur Verfügung gestellt, das der Rühmkorffbund 1950 in dem Clubzimmer eingerichtet hatte. Tante Mariechen‘ sorgte sich sehr um uns und wir fühlten uns bei ihr wie zu Hause. Sie identifizierte sich voll mit der "Hannoverania". Auf unserem erster Weihnachtskommers am 19. Dezember 1954, zu dem auch unser Corpsbruder Günter Wehner al. Neptun aus Pforzheim gekommen war, legte er uns der Plan für ein Verbindungshaus vor:

Etliche Studentenzimmer und ein großer Kneipraum, ein Flachbau mit weit überragendem Dach über dem Eingang, darin eine große Öffnung, durch die ein ausladender Baum wuchs.

Aber wer sollte so etwas wohl bezahlen, wo es zu diesem Zeitpunkt doch allen noch am Nötigste fehlte, wo jeder Absolvent der Staatlichen Ingenieurschule für Bauwesen glücklich war, eine Anstellung als junger Ingenieur zu finden, wo wir noch nicht einmal - außer den Ehrenaltherren - einen einzigen Alten Herren hatten, der schon Geld verdiente und angezapft werden konnte.

Ein Wunschtraum, der bald wieder in Vergessenheit geriet zumal wir uns von allen Nienburger und auch befreundeten Verbindungen wohl am glücklichsten schätzen durften, in Tante Mariechen nicht nur eine Wirtin, sondern bei Tante Mariechen Burg wirklich ein Zuhause gefunden zu haben . Als das Rühmkorffstübchen für unsere große Corona zu eng wurde, schloss Tante Mariechen kurzerhand mittwochs um 18.00 Uhr die Gaststätte, da ja abends "ihre Hannoverania" die Räumlichkeiten benötigte.

Lisa Sutor und Tante Mariechen
hinter der Theke des Rühmkorffstübchens

Wenn es dem Esel zu wohl geht, will er bekanntlich nach einem alten Sprichwort aufs Eis. Anders sind wohl die folgenden Bestrebungen nicht zu deuten, wobei ich hiermit keinesfalls unterstellen will, dass die an der Initiative Beteiligten nun Esel sind. Jedenfalls fand doch wieder der Wunsch Nahrung, in eigenen Räumen die Kommersabende zu veranstalten.

Bescheidener als in dem Entwurf von Günter Wehner al. Neptun, erstellten einige Corpsbrüder, unter ihnen Johann-Friedrich Saßnick al .Magnus, Friedhelm Flöttmann al. Blume und Alfred Claw al. Figaro, Pläne über einen Ausbau der hinter dem Schießstand ungenutzten Räume in Tante Mariechens Haus. Aber die Begeisterung war nur einseitig und wurde von der Besitzerin, "Tante Mariechen" nicht geteilt. So geriet auch dieser zweite Versuch wieder in Vergessenheit.

Im Sommer 1969 eröffnete uns dann Georg Burg, dass seine Mutter die Gaststätte allein nicht mehr fuhren könnte. Seine Überlegungen und Berechnungen, die Gaststätte so weit umzubauen und zu vergrößern, dass sie mit Angestellten wirtschaftlich geführt werden kann, ließen sich jedoch nicht realisieren. Also musste sie geschlossen werden, wurde als Eisdiele verpachtet und erfreut sich weiterhin eines guten Zuspruchs.

Unsere Konstante Rührmkorffstübchen war nicht mehr. In einer Eisdiele fühlten wir uns nicht wohl. So zogen wir um in die Gaststätte Witte in der Verdener Landstraße zu Frido Vogel. Der Raum war kahl • im Winter schlecht geheizt, rundum alles unpersönlich — es fehlte eben überall Tante Mariechen.

Die Aktivtas merkte es im Rückgang der Mitgliederzahl. und es tauchte wiederum der Gedanke nach zumindest einem eigenen Raum auf. Unter des AHP Otto Uthe al. Amor Federführung versuchten mehrere Corpsbrüder, den Rühmkorffbund davon zu überzeugen, in unserer neuen Konstanten Gaststätte Witte die alte Scheune, die zum Teil als Fahrradwache genutzt wurde, als gemeinsamen Raum auszubauen.

in der Verdener Landstr.

Der Rühmkorffbund hatte ja auch sein Rühmkorffstübchen verloren und alle erhaltenswerten Dokumente und Andenken in den Kellern bei verschiedenen Bundesbrüdern eingelagert. Jedoch zeigte sich der Rühmkorffbund wohl auch wegen der Kosten (ca. 15.000 — 20.000 DM) unlustig, und uns allein war es doch zu viel Geld, das hier in ein fremdes Haus investiert werden sollte. Hinzu kam der Tod des Pächters Frido Vogel, und mit dem neuen Pächter versprachen wir uns keine sehr lange “Ehe".

So feierten wir am 2. November 1974 unser 120. Traditionsfest im Weserschlösschen und auf dem schon zur ständigen Einrichtung gewordenen Frühschoppen am darauf folgenden Morgen wurde eine Idee geboren, die anschließend von den Alten Herren Manfred Deppe al. Clabus und Hermann Ommen al. Bobbel vom Weserwall aus in Augenschein genommen wurde:

 

Ob es nicht möglich ist, in diesem alten Gemäuer, das schon einmal Anfang der Dreißiger Jahre und auch jetzt wieder wegen Baufälligkeit abgerissen werden sollte, ob nicht in diesem letzten Überbleibsel des ehemaligen Schlosses der Grafen zu Hoya. diesem alten Turm aus dem 13. Jahrhundert, dem Stockturm ein neues Zuhause, ein eigenes Haus zu finden?




 
Der Wunsch zum eigenen Haus
von Friedhelm Flöttmann al. Blume

 

Dieser Wunsch war schon im Jahre 1954 bis 1956 sehr konkret.

Darüber bestanden Planungen von Joachim von Hinten al. Caesar, Manfred Deppe al. Clabus, Dieter Temme al. Hecht,
Gerhard Wojahn al. Osram, Günther Wehrhahn al. Pippin, Fritz Pommerien al. Gambrinus, EAH Werner Sutor und mir, skizziert und durchgesponnen.

Der Lagerschuppen zwischen Tante Mariechens Klo's und Kleopratas Gemächern (wohl der Idealentfernung wegen) sollte als corpseigener Kneipraum ausgebaut werden.
Die Initiative und Belastungswilligkeit der Corpsbrüder waren reichlich vorhanden.

Es fehlten nur die Finanzmittel.
Die einzige "anzapfbare" Quelle seinerzeit Ehrenaltherr (EAH) H.F. Wiebe rann sehr zähflüssig.

Den Stockturm hatten - was mich heute sehr verwundert - selten einmal - wenn überhaupt - Freihandzeichner entdeckt.

Für uns war der Wunsch nach einem eigenen Haus ein wunderschöner Traum, der uns in jeder Lage, gern und oft, im Hellen und im Dunklen, nass und trocken, immer beschäftigte.

Unser Verbindungshaus

Die Vorgeschichte zur Stockturmrenovierung
von Bernd Köhler al. Sohny


Stockturm 1974Die Antworten sind sicherlich vielschichtig, wenn man nach den Gründen für den Eintritt in eine Studentenverbindung gefragt wird.
Oft ist es nur die Neugier, die manchen von uns zu Beginn des Studiums veranlasste, sich einmal einen Kommers und das damit verbundene Treiben anzuschauen.
Das Wort einmal ist zutreffend, denn es sollte eigentlich nur "ein einziges Mal“ sein, aber man war beeindruckt von der Atmosphäre, die viele von uns dazu bewegte, öfter zu kommen und letztendlich in unsere Verbindung — das Corps Hannoverania — einzutreten.

Es ist für Unbeteiligte oft unverständlich, warum es junge Studenten gibt, die sich einem mehr oder weniger strengen Reglement "beugen", die "alte Hüte" hinter dem Schrank hervorholen, sich dem Genuss des Bieres oder Weines hingeben, sogar "Wetttrinken" veranstalten, sich gelegentlich schwarz anmalen, Farben tragen, alte Studentenlieder singen und das alles zu einer Zeit, in der sich die Menschen auf den Weg machen, den Weltraum zu erobern.
Die "Angelegenheit Verbindung" wird erst dann durchschaubar, wenn man sich mit der Sache ernsthaft beschäftigt.
Für diejenigen von uns, die 1971/72 in die Verbindung eintraten, war es nicht nur eine Sache für die Studienzeit, sondern es wurde ein Bestandteil unseres Lebens, den sicherlich keiner von uns vermissen will, auch wenn nicht alles positiv verlief.

Auf uns Füchse strömte damals eine Vielzahl von Neuigkeiten ein. Die anfängliche Schüchternheit und lsoliertheit wurde durch den offenen Kontakt zu den jüngeren Farbenstudenten schnell überwunden. Man fühlte sich bald in den Kreis "der Alten" aufgenommen. Probleme wurden nicht nur zwischen uns Aktiven offen diskutiert, sondern auch mit den AHAH (Alten Herren). Wir waren schon ein recht lustiger “Haufen“.

 

Wenn wir auch viel diskutierten, über ein Problem haben wir uns keine Gedanken gemacht: Wird es immer so bleiben? Keiner von uns Aktiven verschwendete seine Zeit darüber nachzudenken, dass viele schon im 5. oder 6. Semester waren und die große Corona langsam schrumpfte. Die Euphorie einiger Füchse war schon nach der Renoncezeit verschwunden, andere kamen nach der Burschung nicht mehr zu den Kommersen.
Es war sicherlich amüsanter, in die Disco anstatt zum Kommers zu gehen und sich keinem Reglement zu unterziehen.

Implizierte Voraussetzungen, wie diejenigen, die in den fünfziger Jahren das Corps reaktivierten Freundschaft, gegenseitige Hilfe während des Studiums und nach dem Studium, gemeinsam etwas aufzubauen, etwas zu schaffen und einiges mehr - waren bei vielen von uns sicherlich nicht gegeben. Wo die eigentliche Ursache des Desinteresses lag, egal ob die Studenten öder Jugendbewegung der 60er Jahre gewisse Auswirkungen auf uns und unsere Kommilitonen hatte, soll hier nicht erörtert werden.

Einzelne politische Begebenheiten an dieser Stelle herauszugreifen, würde an Reduktionismus grenzen!
Während unserer aktiven Zeit bemerkten wir nicht die AHAH, die trotz Beruf und Familie die immanente Absicht im Weiterbestehen des Corps Hannoverania, in der Verbindung selber sahen und auch heute immer noch sehen! Diese Programmatik hat sich bei den jüngeren AHAH, allein schon durch die Vielzahl der unterschiedlichen Farbensemester, sicherlich geändert.

Was taten unsere AHAH nun, um das Bestehen der Aktivitas zu gewährleisten?

Zunächst wurden einige von ihnen reaktiviert. Sie übernahmen Chargenposten, um den kargen Rest der Aktiven zu unterstützen und deren Zusammenhalt zu festigen. Heute meine ich, dass uns ein gewisser, für uns jedoch nicht durchschaubarer Zwang oktroyiert wurde. 
Wir bemerkten nur die absolute Bereitschaft, die Aktivitas am Leben zu erhalten.

Diese suggestive Arbeit beeindruckte uns ungewollt. 
Wenn auch langsam und nach außen nicht sofort sichtbar, wurde der bisher nur oberflächliche Zusammenhalt und das Zusammenleben zwischen uns Aktiven aufgebaut. Die Kommerse ohne die AHAH wurden lebendiger, mit ihnen waren sie besondere Abende, denen wir mit viel Freude entgegensahen und die uns viel Freude bereiteten.
Das Engagement unserer "Alten Herren", speziell aus dem Hannoverschen Gebiet, war enorm und das immer von dem festen Willen geprägt, die Verbindung am Leben zu erhalten. Hilfe von außen - durch andere Verbindungen - konnten wir nicht erwarten und haben wir auch nicht erhalten.

Gegenüber meinen früheren Überlegungen, nicht die Ursachen der Misere zu erörtern möchte ich jedoch einen Punkt erwähnen, der als Hauptursache anzusehen ist und der heute noch häufig zur Sprache kommt:

Das Verlassen der Konstanten Rühmkorffstübchen von Tante Mariechen im Jahre 1969. 

Es war für die Verbindung eine gewaltige Umstellung. Der feste Wille von Tante Mariechen, die Aktiven in allen Belangen zu fördern und zu unterstützen, sowie ihr “Machtwort‘ bei mancher Entscheidung fehlten. Es war Tante Mariechen die für viele AHAH so oft Hilfe während des Studiums leistete.

Sie war ein fester Bestandteil des Corps Hannoverania.

Aber nicht nur Tante Mariechen fehlte, sondern auch die gewohnte Umgebung des Rühmkorffstübchens, denn beide sind eng miteinander verknüpft, sogar untrennbar miteinander verbunden.

 

Maria Burg, al. Tante Mariechen
Aufnahme aus dem Jahr 1980
Tante Mariechen im Jahr 1968 im Kreis "ihrer" Hannoveranen

 



Das Rühmkorffstübchen war für viele ihr zweites Zuhause geworden. Dort traf man immer jemanden aus dem Semester und man konnte sich mit schulischen und privaten Sachen auseinandersetzen. Zudem sorgte Tante Mariechen für moralische und psychologische Unterstützung . Nicht umsonst ist gerade diese Zeit in der Erinnerung vieler lebendig, ob Corpsstudent oder nicht.

Etliche, bei denen diese Erinnerung erloschen ist, sollten sich einiger Gedanken an Tante Mariechen bequemen! Mit dem Problem des Wegganges von Tante Mariechen fertig zu werden und die Aktiven damit allein zu lassen, das Desinteresse einiger Aktiven und AHAH im Nienburger Bereich, ist auch ein Teil unserer Verbindungsgeschichte, der nicht vergessen werden sollte. Diesen Mittelpunkt, den Tante Mariechen für das Corps bildete, mussten nun die AHAH ausfüllen. Aus der Sicht der AHAH konnte das niemals gelingen, aus der Sicht der Aktivitas, denn für uns waren die AHAH der ruhende Pol der Verbindung, würde es gelingen, da wir die Zeit im Rühmkorffstübchen nicht miterlebt hatten und somit auch nicht mit unserer Situation vergleichen Konnten.


WS 1962/63
Die Konstante des Corps Hannoverania,
Gaststätte Kindermann, Lange Str.
links : Tante Mariechen

Unsere neue Konstante, das Gasthaus Witte, wurde mit der Zeit, den enger werdenden Kontakt zum Wirt Frido Vogel, für uns zum und das auch außerhalb der Kommerse.

Die Realität konnte jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Größe der Aktivitas bei einem Nachlassen der Aktivitäten der AHAH unweigerlich zu einem Corps Hannovorania führt, das nur aus dem Altherrenverband bestehen würde . Auch der Zusammenhalt der damaligen Aktivitas hätte den nicht präventiv entgegenwirken können. Viele Lösungen für dieses Problem boten sich natürlich an. Beispiele hatten wir oftmals bei befreundeten Verbindungen gesehen: Den Mittelpunkt für die schulische, private und korporative Zusammenarbeit und den Zusammenhalt bildete für sie ein Treffpunkt, der zu jeder Tages- und Nachtzeit erreichbar war: ein eigenes oder ein gemietetes Verbindungshaus. Gewiss, die Idee eines eigenen Hauses war nicht neu, denn schon in den 50er Jahren waren diese Gedanken in unserer Verbindung vorhanden
Kommers in der Gaststätte Witte

v.l.: Rüdiger Strahl al. Chico, Hermann Ommen al. Bobbel,
Werner Kochta al. Heizer,?????,
Berandotte Kolodziejczak al. Tamara,
Bernd Köhler al. Sohny
 
 


Unser AH Günter Wehner al. Neptun hatte sogar schon Entwürfe dafür gezeichnet. Diese Sache war jedoch nicht durchzuführen. So fest, wie vielleicht im Gegensatz zu heute, der Wille vorhanden war, sich für die Verbindung einzusetzen, so war uns jedoch illusorisch, kaum 10 Jahre mach Kriegsende ein derartiges Projekt während der Rekonstruktionsphase unseres Staates zu beginnen.

Nur wenige von den AHAH hatten sich damals bereits etabliert. Jeder war zuerst nur sich und für seinen Beruf und seine Familie verantwortlich. Soziale Sicherheit wie heute gab es nicht und lag in den eigenen Händen. Das Geld für das Studium musste zum Teil in den Ferien verdient werden und Alte Herren waren zu der Zeit ohnehin nur in geringer Anzahl vorhanden.
Mitte der 70er Jahre war die Ausgangssituation jedoch vollkommen anders! Die Vorstellungen von einem eigenen oder gemieteten Verbindungshaus nahmen Gestalt an.

Einige Überlegungen wurden angestellt, wie so ein Projekt beschaffen sein müsste:

1. Die Sache müsste einmalig sein,
2. Die Resonanz in den eigenen Reihen und in der Öffentlichkeit muss vorhanden sein,
3. Das Gebäude sollte in der Nähe der Ingenieurschule sein,
4. Die Finanzierbarkeit des Projektes muss gewährleistet sein.


Der Rühmkorffbund hatte ebenfalls keine Konstante. Eine gemeinsame Kooperation zwischen ihm und uns war damals Gespräch.

Der ehemalige Fahrradraum hinter dem Gasthaus Witte schien sich als ein geeignetes Gebäude zu erweisen. Die Kosten für den Umbau zu einem Kneipraurn waren auf ca. 20.000 — 25.000 DM veranschlagt. Durchgeführt wurde der Umbau jedoch nicht.
Müßig wäre es, hier alle Projekte und Ideen aufzuzählen, abgesehen davon, dass sie heute nur teilweise zusammenzutragen sind.
Am Ende des Jahres 1974 sollte die Diskussion über ein eigenes Verbindungshaus jedoch neuen Nährboden erhalten. Aus der Diskussion heraus entwickelten sich konstruktive Gedanken, die in die Geschichte des Corps eingingen. Eine spontane Idee löste eine Sequenz von Initiativen aus, die zu Beginn des Bauvorhabens nicht zu erwarten waren und heute wahrscheinlich nicht zu wiederholen sind.

Diejenigen, die die Renovierung des Stockturmes aktiv miterlebt haben, können sich eine Vorstellung von dem Elan der AHAH machen, die das Corps in den 50er Jahren reaktivierten.

Am 2.11.1974 fand ein AC des Corps Hannoverania statt. Am Abend desselben Tages feierte das Corps sein l2üjähriges Traditionsfest im Weserschlößchen.
Dieser Abend ist in die Annalen des Corps eingegangen. Nicht nur aufgrund der Feierlichkeiten, sondern die Ereignisse des folgenden Tages und der folgenden Wochen haben Anlass dazu gegeben:

Der Festball war der Anlass für folgenschwere Intuitionen.

Der Frühschoppen am Tag nach den Festlichkeiten gehört zu den festen Bräuchen der Hannoveranen. Auf dem Weg zum Frühschoppen führte der Weg
unsere AHAH Manfred Deppe ei. Clabus und Hermann Ommen al. Bobbel über den Weserwall am Wahrzeichen der Stadt Nienburg, dem Stockturm, vorbei.
Beide konnten sich dem Vorwurf gegenüber der Eigentümerin, der Stadt Nienburg, nicht erwehren, dass sie den Turm in einem verwahrlosten
Zustand, dem Verfall freigegeben, vorfanden. Dieses Gebäude aus dem 13.Jahrhundert, geschichtsträchtig, in der bemerkenswerten Bauweise seiner
Zeit, stand ungenutzt. Dem Intellekt von Bauingenieuren und Architekten folgend, machten sich die beiden AHAH Gedanken über die Renovierung und
die damit verbundene Bewohnbarkeit des Gebäudes. Der Vorschlag, den Turm dementsprechend zu nutzen, fand auf dem Frühschoppen ein großes
Echo. Der Morgen wurde zu ausgiebigen Diskussionen des Problems genutzt. Noch am gleichen Tag wurde der AHP Manfred Vöckler al. Tacitus
informiert.

Schon am 4.11. 1974 erfolgte die Information des Schatzmeisters Karl—Heinz Wenzel al. Diogenes durch Manfred Deppe al. Clabus.

Am 5.11.1974 besichtigten auf Beschluss des AAH-Stamrntisches Hannover die AHAH Manfred Deppe al. Clabus, Gerhard Misol ei. Klack und Wilfried
Haller al. Piccolo den Turm. Ihrerseits wurde eine Renovierung fürdurchführbar befunden.

Am 3.12.1974, wiederum auf dem AH-Stammtisch in Hannover in der Gaststätte Wiener Wald am Thielenplatz, wurde eine Bauaufnahme des
Turmes sowie die anschließende Erstellung eines Entwurfes mit der voraussichtlichen Nutzung der Räume beschlossen. Weiterhin sollten
schon die Verhandlungen mit der Stadt Nienburg über die Renovierung aufgenommen werden. Die Stadt erklärte sich bereit, bei einer
Renovierung durch das Corps, den Turm der Verbindung zur Verfügung zu stellen.

Am 4.2.1975 - nur drei Monate nach dem Fest, wurde der
“Verein zur Erhaltung des Stockturmes und anderer unter Denkmalschutz stehender Gebäude in Nienburg/Weser e.V.“ Kurzforn ‘Stockturm e.V.“,
gegründet.



Artikel aus der Kreiszeitung "Die Harke" vom 18.2.1975
Unter der Auflage, eine effektive Zusammenarbeit zwischen dem Verein und dem Corps zu gewährleisten, sollte der Vorstand des Vereines nicht
identisch mit dem CC des Corps sein. An dem Tag wurden folgende AHAH in den Vorstand des Stockturm e.V. gewählt:

1. Vorsitzender :
Manfred Deppe al. Clabus aus Hannover

2. Vorsitzender :
Wilfried Haller al. Piccolo aus Nienburg

Schriftführer :
Wilfried Stefener al. Flamingo aus Minden

Schatzmeister :
Karl-Heinz Wenzel al. Diogenes aus Hannover
.

   

Ein geringer Teil der Arbeit war mit diesen Schritten erledigt. Welche große Mühe und welches unermüdliche Schaffen noch folgen sollten, wird diese Chronik wiedergeben, obwohl in Wort und in Schriftform nur ein Bruchteil der Realität, des Schweißes und der Willenskraft wiedergegeben kann, die zur Durchführung erforderlich waren.
Letztendlich führten jedoch alle Bemühungen dazu, das Corps Hannoverania bis zum heutigen Tag am Leben zu erhalten.

Unser Verbindungshaus

 

Der Stockturm

Stockturm heuteEines der Wahrzeichen der Stadt.
Rest der einstigen Wasserburg der Hoyaer Grafen.
Diese Anlage bildete innerhalb der Schutzwälle der Stadt eine weitere Befestigung und diente ab 1324 als ständige Residenz der Hoyaer Grafen, deren Geschlecht 1582 erlosch. Nach dem 30jährigen Krieg wurden nach und nach das Schloss und die Nebengebäude abgebrochen.

Nur der Schlossturm blieb als einziger erhalten. In der Folgezeit diente er der militärischen Nutzung, auch als Gefängnis. Hier lagen die Gefangenen "im Stock". Daher die heutige Bezeichnung "Stockturm".

Im Jahre 1975, anlässlich der 950-Jahr-Feier der Stadt Nienburg, wurde er vom Corps Hannoverania restauriert.

Heute dient uns das Gebäude als Domizil. Studentenzimmer können wir somit kostengünstig vermieten.
Z.B die Polizeiakademie befindet sich lediglich 2 Minuten (Fußweg) vom Turm entfernt.

 

Kleine Bilderauswahl über den Stockturm
Der Stockturm im Jahr 1974 vor der Restaurierung  Der Stockturm im Jahr 1976
Stockturm 1974
Der Stockturm im Jahr 1976

 

Das Corps Hannoverania vermietet im Stockturm auch Zimmer.                   
Z.Z. sind noch Zimmer frei !! Interessenten melden sich bitte per E-Mail
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